Schwarzpulverähnliche Stoffe, Schwarzpulverderivate oder, im Amtsteutsch, Schwarzpulver-Ersatzstoffe werden statt Schwarzpulver in Vorderladern und Patronen verwendet. Die Schwarzpulver-Ersatzstoffe bieten einige Vorteile gegenüber klassischem Schwarzpulver, vor allem eine reduzierte Empfindlichkeit und eine höhere Energiedichte. Nachteile sind die schlechtere Zündfähigkeit und die Hilflosigkeit der deutschen Sprengstoff- und Beschussbürokratie. In USA spricht für die Derivate, dass sie jeder Wal-Mart führt, während echtes Schwarzpulver dank deutschähnlicher Lager- und Transportschikanen in vielen Teilen des Landes schwer bis nicht zu kriegen ist. Selbstverständlich war und ist nur ein Bruchteil dieser Treibmittel auf dem deutschen Markt erhältlich. Die Mehrzahl der Hersteller und Importeure scheut zu Recht den Spiessrutenlauf bei der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) in Berlin. Im August 2013 sind in der Bananenrepublik Deutschland nur zwei Produkte von Hodgdon zugelassen, Pyrodex und Triple Seven. | |
GESCHICHTE | |
1899 erhält die King Powder Company das Patent auf einen Verschnitt von 80% Schwarzpulver mit 20% Nitrozellulose, King's Semi-Smokeless. Es wird im gleichen Volumen ("volumenäquivalent") wie Schwarzpulver verladen. Das heisst in den meisten Fällen: Hülse gestrichen voll, Geschoss einpressen. 1946 verkauft Stoeger den 20 Pfund Kanister für 11,50 USD. | |
1911 bringt der Chemie-Gigant DuPont das Konkurrenzprodukt Lesmok heraus. Es ist ein Industrie-Pulver für die Munitionsfabriken. Peters, Clinton und andere verladen es in ihren Randfeuerpatronen. Die Produktion endet 1947. | |
Die moderne Renaissance der zu Recht vergessenen Schwarzpulverderivate beginnt mit Pyrodex. Sein Erfinder ist 1975 ein gewisser Daniel E. Pawlak auf der Suche nach einem Sicherheitssprengmittel für Filmzwecke. Er erfreut sich seiner Erfindung nur bis Januar 1977, dann fliegt er mit seiner Fabrik und drei Mitarbeitern in die Luft. Sein US-Patent 4.128.443 wird am 1978-12-05 posthum erteilt. Seine Witwe Catherine J. Pawlak verkauft die Rechte an den Treibmittelhersteller Hodgdon. | |
1984 bringt Acro Powder ein auf Vitamin C (kein Witz!) basierendes Produkt namens Black Mag Powder heraus. Die Magie wirkt etwas heftig. Noch im Geburtsjahr enden Fabrik und Firma in einer gewaltigen Explosion. | |
1994 führt die frisch gegründete Legend Products ein ähnliches, auf Ascorbinsäure basierendes, Treibmittel namens Black Canyon ein. "Zieht Wasser an wie ein Schwamm", lautet ein bedenklicher Erfahrungsbericht. Nach zwei Jahren ist die Legende am Ende, die Firma pleite, das Produkt vom Markt. | |
1999 sieht die Gründung der Clean Shot Technologies und die Einführung von Clean Shot sowie Quick Shot, der Pelletvariante. Auch diese Derivate basieren auf Ascorbinsäure. Das Ende für Clean Shot bringt 2001 ein verlorener Patentstreit mit Hodgdon, der mit dem US-üblichen "Schmerzensgeld" in Milionenhöhe endet. | |
Ende 1999 führt der amerikanische Schwarzpulverkonzern GOEX ein auf Fruchtsäure basierendes Treibmittel namens Clear Shot ein. Der entbrennende Rechtsstreit wegen der gewollten(?) Namensähnlichkeit mit Clean Shot wundert nicht wirklich. 2001 fliegt das ganze schöne Sicherheitspulver-Werk in die Luft, das Ende auch für Clear Shot. GOEX selbst überlebt. | |
2001 bringt Hodgdon TripleSeven" heraus, das erste schwefelfreie Schwarzpulverderivat. Wer den klassischen Duft von Schwarzpulver schätzt, wird enttäuscht. Triple7 riecht einfach falsch. Vorteil ist die leichtere Reinigung der Waffen. Hodgdon empfiehlt das Produkt ausschliesslich für die modernen, hierzulande völlig unbekannten Vorderlader mit 209er Schrotzündung (Nix Nostalgie, nix Romantik, nur Blutsport, Edelstahl, Plastik, WBK, Bedürfnisnachweis, Tresor). TripleSeven ist NICHT volumenäquivalent, sondern pro Volumen 15% energiereicher als Schwarzpulver. | |
2008 führt die Western Powder Company "Blackhorn 209" ein. Es wird volumengleich zu Schwarzpulver verladen. Blackhorn 209 ist ein rückstandsarmes Hochleistungs-Treibmittel für Vorderlader und Schwarzpulver Patronen, das zuverlässig höhere Geschwindigkeiten und Genauigkeit erreicht als alle anderen Vorderlader Pulver (Werbeblubber des Herstellers). Das 209 im Namen bezieht sich auf die Schrotzündhütchen, mit denen die modernen Inline-Vorderlader, siehe oben, arbeiten. | |
2011 bringt Alliant "Black MZ" heraus. Das Treibmittel verwendet angeblich Zitronenensäure als "Brennstoff". Der Hersteller und ein Tester stellen die Leichzündbarkeit auch mit normalen Perkussionshütchen und die Korrosionsfreiheit heraus. Im Gegensatz zu Schwarzpulver und den Konkurrenzderivaten ist Black MZ nicht hygroskopisch (wasseranziehend), also besonders für Feuchtbiotope geeignet. | |
LABORIEREN | |
NACHTEILE | |
JURISTIK | |
Erwerb | |
Lagerung | |
Verwendung |
Waffen-Sachkunde Dr. von Rhein (2024)
References
- https://www.artax-vorderlader.de/treibladungspulver/bewaehrtes-schwarzpulver-ersatz-hodgdon-fuer-vorderlader-und-schwarzpulverpatronen.html
- http://waffen-sachkunde.com/Verschiedenes/Schwarzpulver-Ersatzstoffe/schwarzpulver-ersatzstoffe.html
- https://schwarzpulver-zunft.de/index.php/aktuelles-bei-der-spi/20-wichtige-informationen-zum-thema-schwarzpulverersatzstoffe-und-deren-verwendungsmoeglichkeiten
- https://www.hn-sport.de/de/wiki/treibladungsmittel
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