Smart Home Test: Vernetztes Haus nur bequem oder auch sicher? (2024)

Schlüsselbunde sind mittlerweile ein Anachronismus. Denn egal ob Mieter oder Eigentümer, heute reduzieren zentrale Schließsysteme den Aufwand an mitzuführender Hardware auf ein Minimum. Und Lösungen fürs Smart Home schaffen den gegenständlichen Schlüssel gleich ganz ab. Das ist nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, sondern auch der Flexibilität und nicht zuletzt der Sicherheit. Der Haustürschlüssel wird virtuell und ist somit immer und von überall aus verfügbar.

Yale gehört zu den weltweiten Playern fürs Smart Home, vor allem, wenn das Thema Sicherheit eine große Rolle spielt. Und das schon seit schon fast 200 Jahren. Linus Yale hat einst in den USA einen Schlossladen geführt. Nach dem Firmengründer ist nun erneut ein smartes Schloss benannt worden, das Linus Smart Lock L2. Als Teil eines Ökosystems soll es den Zugang zu den eigenen vier Wänden revolutionieren und zugleich universell sicher machen.

Die zweite Generation bringt jetzt auch WLAN mit und lässt sich damit direkt ins Heimnetzwerk einbinden. Google Home, Amazon Alexa und Samsung SmartThings sind bereits mit an Bord, nach einem Thread-Update soll das dann auch für Apple Home gelten.

Smart Lock L2: Anbau und Installtion

Die Montage des durchaus gewichtigen Türöffners gestaltet sich als eher einfach, obwohl die Schritt-Für-Schritt-Anleitung in der App mitunter ein wenig Verwirrung stiftet. Zum Schloss passen die meisten Schließzylinder, zur Not bietet Yale auch noch einen justierbaren an. Damit wären dann selbst Mieter auf der sicheren Seite, die keine Umbauten an der Tür vornehmen müssen. Ist alles installiert und mit der App verbunden, beweist das Linus L2, dass es im Vergleich zum Vorgänger in allen Belangen zugelegt hat. Der kräftige Motor öffnet und schließt innerhalb gut 1 bis 2 Sekunden, egal ob via Bluetooth oder WLAN.

Auch etwas hakelige Zylinder machen nicht wirklich Schwierigkeiten, Kraft ist ausreichend vorhanden. Und dennoch ist der gesamte Vorgang relativ geräuschlos. Der solide erste Eindruck wird also auch in der Funktionalität bestätigt. Mit Blick auf die Konkurrenz vonNuki Smart Lock Pro oder dem Ultion Smart Lock ist das Yale Schloss, kräftig, schnell und leise.

Akkuleistung: Strom für ein halbes Jahr

Wie der E-Auto-Fahrer stets von Reichweitenangst gepeinigt wird, hat der Smart-Lock-Besitzer womöglich immer ein wenig Furcht vor dem Tag, an dem der Akku alle ist. Yale gibt einen Arbeitszeitraum von gut sechs Monaten an. Via App wird man zudem rechtzeitig über ein baldiges Ende der Stromversorgung informiert. Es bleiben also genügend Reserven, das Akku-Pack über USB-C zu laden. Von innen ist das Schloss zudem auch per Drehrad zu bedienen. Allerdings wäre nur auf und zu ohne Schlüssel fast schon etwas viel Aufwand fürs smarte Schloss. Gleichwohl der Faktor Bequemlichkeit im gesamten vernetzten Haus eine nicht untergeordnete Rolle spielt.

Automatisierung bequem und sicher

Hier ist vieles möglich, es müssen allerdings die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden. Zum einen sind Automatisierungen sinnvoll, dass sich das Schloss öffnet, wenn man in der Nähe ist, sein Zuhause also betritt. Umgekehrt, dass sich die Tür verriegelt, wenn es verlassen wird. Fürs Betreten liegt dem Linus ein sogenannter Yale Dot bei. Der ist NFC-fähig. Man muss also nur das Handy dranhalten und es wird automatisch die Applikation geöffnet. Nutzbar direkt neben dem Eingang, eine Etage tiefer oder am Hoftor.

Darüber hinaus informiert das Schloss via App, ob die Tür vielleicht nur angelehnt ist. Eine Warnung, dass sie zwar zu, aber nicht verschlossen ist, gibt es indes nicht. Allerdings kann das über eine Routine sichergestellt werden. Verlässt der Nutzer den Home-Bereich, verriegelt das Schloss automatisch ebenso, wie es aufsperrt, wenn der Bereich wieder betreten wird. Hier kommt der Ortungsdienst über GPS zum Einsatz.

Ebenso sind natürlich Zeitsteuerungen möglich, die abends ab- und morgens aufschließen. Oder aber man programmiert, dass die Tür immer nach dem Schließen auch verriegelt wird. Schlussendlich öffnet das Linus L2 auch die Tür, schiebt also die Falle zurück. Wichtig für alle, die außen einen Knauf statt einer Klinke haben und mit vollen Händen vor dem Eingang stehen.

Da der Eigner keinen Schlüssel mehr braucht, ist dieser auch für Gäste obsolet. So ist es möglich, anderen über die App und einen Einladungslink Zugang zu verschaffen. Praktisch für alle, die Ferienwohnungen vermieten oder den Besuch schon vor dem eigenen Eintreffen einlassen wollen. Es wird also ein virtueller Schlüssel versendet, dessen Funktion sich ebenso zeitlich begrenzen und wieder abschalten lässt.

Einlass kann man auch dem eingangs erwähnten Paketboten verschaffen, sofern das Smarte Home mit weiteren Features versehen wurde. Für den einfachen Zugang wäre hier die Smart Video Doorbell notwendig. Die ist, was der Name sagt: Eine Türklingel mit Kamera. Überall installierbar, wo es WLAN gibt. Die Internetanbindung ist einfach für die Signalübertragung notwendig. Strom dagegen kann auch vom Akku kommen, wenn kein Klingeldraht vorhanden ist. Wenn einer läutet, gibt's eine Info und ein Bild auf der App.

Soll also besagter Bote das Paket im Flur abstellen, kann man ihm aus der Ferne die Tür öffnen. Wer zu Hause nicht permanent mit dem Handy rumlaufen will, darf sein „Klingeln“ ganz oldschool über einen Türgong empfangen. Die Doorbell Chime wird einfach in die Steckdose gesteckt und mit dem Heimnetzwerk verbunden. Fertig.

Videoklingel auch Außenkamera

Der Smart Video Doorbell kommt, wenn gewollt, noch ein Sicherheitsfeature zu. Denn nicht nur, wenn geklingelt wird, ist über die eingebaute Kamera etwas zu sehen. Die darf auch so, als Auge des Besitzers nach draußen, verwendet werden. Um dem Gesetz Genüge zu tun, ist über die App möglich, Bereiche der Privatsphäre anderer zu sperren.

Zudem kommt, wenn gewollt eine Info, sofern Aktivitäten im Kamera-Bereich stattfinden. Die HD-Bilder sind recht ordentlich und lassen im Nahbereich Details deutlich erkennen. Die Zwei-Wege-Audio-Verbindung macht es möglich, sich mit Personen zu unterhalten - also dem Boten zu sagen, dass er beispielsweise das Paket bitte auf die Anrichte im Flur legen möchte. Wem das noch zu unsicher ist, der braucht schließlich noch eine Lösung für die Innenraum-Überwachung.

Hier käme die Smart Indoor Camera ins Spiel. Die zeigt im Anschluss an die Video-Klingel also, was hinter der Tür in der Wohnung abspielt. Komplettiert würde das System dann mit Smart Alarm. Meldet das Türschloss eine verdächtige, nicht gewünschte Öffnung oder die Außen-Kamera nicht gewollte Aktivitäten, würde der Alarm ausgelöst, der selbst noch über einen Bewegungsmelder verfügt.

Zeitgleich mit der Info an den Besitzer als Push-Benachrichtigung via App würden die Kameras innen und außen die Aktivitäten aufzeichnen. Der Eigner könnte aus der Ferne weitere Maßnahmen ergreifen, zumindest die geschlossene Tür verriegeln und/oder Hilfe rufen. Genauso ist möglich, sind verdächtige Bewegungen auf dem Grundstück oder vor der Tür oder gar in der Wohnung bemerkt worden, sprachlich Kontakt aufzunehmen oder sich zu erkennen zu geben. Meist reicht das schon, um unerwünschten Besuch zum Verlassen zu animieren.

Smartes Ökosystem in einer App

Einheitliche Steuer- und Informationszentrale ist wie schon beschrieben die Yale-App. Deren Anbindung ans heimische WLAN ist Grundvoraussetzung dafür, das gesamte smarte Ökosystem nutzen zu können. Einmal installiert, lassen sich die einzelnen Komponenten einfach und schnell einbinden. Stromanschluss oder Akku sowie ein stabiles Netzwerk vorausgesetzt, arbeiteten alle Geräte in unserem Test zuverlässig und ließen sich auch außerhalb der eigenen vier Wände via Internet ansteuern und bedienen.

Wer über mehrere Wohnungen/Häuser gebietet, beispielsweise ein Host für Ferienunterkünfte, kann sich verschiedene Objekte einrichten und diese dann trotzdem über nur eine App steuern. Familienmitglieder wie Gäste müssen, um selbst hineinzukommen, die App ebenfalls installiert haben. Und sollte das Handy einmal verloren gehen, kann der virtuelle Zugang darauf, über die Sicherheitsmerkmale des Smartphones hinaus, auch deaktiviert werden. Anders als bei richtigen Schlüsseln muss niemand kostspielig Exemplare nachmachen lassen.

Das Linus Smart Lock L2 könnte der Basisbaustein für das gesamte Ökosystem der Amerikaner im Smart Home werden. Gekoppelt mit Video Dorbell, Alarmanlage, Indoor-Kamera hätte man beim Komplett-Einbau eine Kombination aus Bequemlichkeit und Sicherheit. Die Überwachungssysteme werden aktiviert, wenn das Schloss verriegelt und umgekehrt. Oder aber sie schalten scharf, wenn über das L2 eine nicht geplante Türöffnung erfolgt. Während die Installation aller einzelnen Komponenten auch für den Laien nicht wirklich eine Herausforderung darstellt, muss die Anschaffung dennoch gut überlegt sein. Denn alle Rabatte eingerechnet kommt man fürs Gesamtpaket den 800 Euro doch verdammt nahe. Zudem schauen Apple-User derzeit noch in die Röhre und müssen auf das Matter-Update warten, das dann Thread Border Router einbindet und somit die Nutzung auch von Home ermöglicht.