Vermisster Arian: Abendritual, Lieblingsplatz – und was er kurz vor dem Verschwinden lernte (2024)

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Stand: 21.05.2024, 19:16 Uhr

Von: Maximilian Kettenbach

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Die Suche war riesengroß, zur neuen Woche kündigte die Polizei eine weitere Aktion an. Der kleine Arian bleibt auch nach über 20 Tagen vermisst. Was wissen wir über ihn?

Bremervörde – Es ist die dritte Woche seit dem Verschwinden des kleinen Arian. Und die Polizei tappt weiter im Dunkeln. Mit jedem Tag sinkt die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit dem Jungen. Der Sechsjährige lief am 22. April, einem Montagabend, aus dem Elternhaus in Elm, Bremervörde. Eine Überwachungskamera filmte ihn noch, als er mit einem Stöckchen auf dem Weg in Richtung Wald lief.

Die Polizei startete unmittelbar eine großangelegte Suchaktion, die den ohne Jacke und Schuhe bekleideten Arian finden sollte. Theorien, etwa, dass Arian ins Wasser lief, (der Fluss Oste und Tümpel sind in der Nähe) und möglicherweise in die Nordsee getrieben wurde, liefen bisher ins Leere.

Theorien und Spekulationen um vermissten Arian aus Elm, Bremervörde

Weil Arian weiter vermisst bleibt, gibt es nun zahlreiche Spekulationen. Ein Pianist will ihn etwa Tage nach seinem Verschwinden im Wald gesehen haben. Die Bild-Zeitung berichtet am 13. Mai von einem Jagdunfall, seither soll Arian in der „Pflege“ eines Unbekannten sein. Für beide Versionen fehlt jegliche Bestätigung. Unabhängig davon kündigt die Polizei eine erneute Suche an. Man wolle Anwohner in Ortschaften entlang des Flusses Oste abklingeln. Eine Art „Klinkenputzen“ betreiben, wie die Beamten es nennen. Zudem sollen Boote erneut die Oste absuchen.

Über Arian ist in den vergangenen Tagen und Wochen so einiges bekanntgeworden. Durch Polizei, Eltern und eine Bekannte der Familie. Vieles ging in der allgemeinen Berichterstattung unter. Wir blicken noch einmal genauer hin. Wer ist Arian?

1. Vermisster Arian ist ein Autist

Arian ist ein autistisches Kind. „Menschen mitAutismuskönnen soziale und emotionale Signale nur schwer einschätzen und haben ebenso Schwierigkeiten, diese auszusenden“, beschreibt es der Bundesverband Autismus Deutschland e.V. Bei der Suche nach Arian bedeutet das, dass die Polizei ganz besonders vorsichtig vorgehen musste. Und sich ganz besondere Maßnahmen überlegte.

Weil der autistische Junge nicht sprechen kann und auf Zurufe von Fremden wohl nicht reagieren würde, versuchten Einsatzkräfte den sechsjährigen Jungen durch den Einsatz von Lichtsignalen, Kinderliedern, Luftballons und Süßigkeiten aus seinem Versteck herauszulocken. Auch Tonaufnahmen der Familie sind im Einsatz: In einer Aufzeichnung gibt beispielsweise die Mutter dem Sechsjährigen die Erlaubnis, zu den Suchkräften zu gehen. In einer weiteren forderte der Bruder ihn auf, zu ihm zu kommen, um mit ihm zu spielen. Arian spricht zwar nicht, hält zu seinen Bezugspersonen aber Augenkontakt und fragt so quasi um Erlaubnis, schreibtBilddazu.

Liebevoll sprachen seine Eltern zu Beginn der Suche davon, dass sich ihr Sohn auf „ein großes Abenteuer aufgemacht“ habe. Arian sei von Süßigkeiten und Knalleffekten fasziniert, ebenso von Wasser. Erst am Samstag (11. Mai) war ein vierjähriger Junge mit Autismus auf einem Spielplatz in Rostock verschwunden.Passanten zogen ihn aus einem Teich. Wasser zieht manche Autisten magisch an, heißt es.

2. Arian bewegte sich gerne und geschickt

Ariansei ein „sportlicher, geschickter kleiner Junge“ mit viel Energie, der weite Strecken zurücklegen und gut klettern könne, hieß es in einem Beitrag der Eltern, der über eine Bekannte publik wurde. Die Eltern riefen zunächst Einwohnerinnen und Einwohner des Ortes Elm und angrenzender Gemeinden zur Mithilfe auf und baten, regelmäßig an ungewöhnlichen Orten nachzusehen. Dazu zählen Hochsitze, Dachböden oder Verstecke unter Planen und in Mülltonnen. Mittlerweile hat die Familie einen privaten Suchtrupp gebeten, mit Spürhunden nach Arian zu suchen. Die Eltern bitten von allen weiteren privaten Suchaktionen abzusehen, um Arian nicht zu verschrecken. Bei den Spürhunden hat die Familie wenig Bedenken, auch weil die Familie selbst einen Hund besitzt.

3. Arian konnte die Haustür öffnen

„Der Junge hat erst vor Kurzem gelernt, wie man verschlossene Türen öffnet“, berichtete ein Polizeisprecher in den ersten Tagen der dramatischen Suche. Das dürfte der Hintergrund sein, weshalb Arian unbemerkt von seinen Eltern das Haus verlassen konnte. „Die Haustür der Familie ist sehr modern und nahezu geräuschlos zu öffnen“, erklärte eine Bekannte der Familie in dem Facebook-Beitrag. Der Vater habe den Ernst der Lage jedoch sofort erkannt und die Polizei informiert. Diese leitete direkt Suchmaßnahmen ein.Das ist weiter aktueller Stand.

4. Arians Lieblingsplatz und Ritual

Kinder brauchen Struktur und Regelmäßigkeit. Auch Arian. Wie die Bekannte der Familie via Facebook bekannt gab, habe Arian gern auf der Treppe der Familie gesessen, die Treppe sei sogar „einer von Arians Lieblingsplätzen“. Am Abend würden Arian, dessen Bruder und die Eltern der beiden gern gemeinsam Fernsehen: „Das ist sozusagen ein Familienritual.“ Arian sei dabei immer voller Energie und springe und hüpfe vor dem Fernseher herum. Allerdings mache er auch immer wieder Pausen auf der Treppe. Arian „sitzt dort oft eine Weile für sich, bevor er wieder ins Wohnzimmer zurückkehrt“. Wie die Bekannte der Familie weiter berichtet, sehen Arians Eltern während dieser Zeit regelmäßig nach ihrem Kind.

Auch an dem Abend seines Verschwindens habe Arian auf der Treppe eine Pause gemacht. Als dann sein Vater nach ihm gesehen habe, sei die Haustür bereits aufgestanden.