Tanztheater: TREIBGUT (2024)

«Etwas verlieren. Jemanden verlieren. Sich selbst verlieren. Sich in etwas verlieren. Verloren sein. Oder haben. Meine Erinnerung verlieren. Meine Identität. Wie fühlt sich das an, in meinem Körper, meiner Seele, meinem Geist, meinem Selbst, meinem Ego? Wie gehe ich mit diesen Begrifflichkeiten um? Meist sorglos, unbedacht. Ohne Rücksicht auf Verluste, quasi. Bis es dann auf einmal ernst wird. Oder todernst. (Doch.)»

Als Moira die Nachricht erreicht, dass ihre fast 100jährige Großmutter im Altersheim verstorben ist, ist sie gerade dabei, ihr Leben nach einer Trennung neu zu ordnen und Vergangenes zu begraben.
Obwohl - oder vielleicht gerade weil - sie «Oma», die in den letzten Jahren an Alzheimer erkrankt und kaum noch ansprechbar war, nur noch selten besucht hat, trifft Moira die Nachricht von ihrem Tod wie ein Keulenschlag. Sie erinnert sich an die Zeit, die sie als Kind mit ihrer Großmutter in Kärnten verbracht hat. An die Naturverbundenheit und an die Lebensfreude, die sie dort erlebt hat.
Sie reflektiert über das Leben ihrer Großmutter, das nicht unterschiedlicher verlaufen hätte können als ihr eigenes: Als Kind und Jugendliche wegen der Herkunft und politischen Einstellung ihrer Eltern verfolgt und ausgegrenzt. Als junge Frau in eine vom Vater eingefädelte, politisch motivierte Vernunftheirat getrieben. Ein Leben als Ehefrau und Mutter. Die Träume von einer Laufbahn als Lehrerin und Schriftstellerin begraben. Immer für andere dagewesen und trotzdem nie den Eindruck erweckt, kein erfülltes Leben zu leben.
Plötzlich stehen für Moira nie gestellte existentielle Fragen im Raum: zu ihrer Herkunft, ihrer Identität, zu gelebten und ungelebten Träumen und Wünschen, zu ihrer Zukunft.
Um ihre Gedanken zu ordnen und ihren Selbstgesprächen ein Gegenüber zu geben, beschließt Moira, einen Video-Blog zu starten: «Treibgut».
Worüber Moira mit ihrem Publikum spricht, welche Höhen und Tiefen sie dabei durchläuft und welche Erkenntnisse sie gewinnt, möchte ich in diesem Soloprojekt erarbeiten.
In Bewegung, in Sprache, in Tanz.

TREIBGUT soll ein sehr persönliches Projekt werden. Ich möchte an die familiengeschichtlichen, erinnerungsbasierten Ansätze aus meinen Stücken HIRAETH und ONXT! anschließen und durch die Auseinandersetzung mit Erinnerungen Rückschlüsse auf die Gegenwart ziehen und Zukunftsperspektiven zeichnen.
Ich sehe dieses Projekt als einen Versuch, die Herausforderungen, die die heutige Zeit uns bringt, von einem weiblichen Standpunkt aus zu betrachten, einzuordnen und in Relation zu bringen: Erfolgsdruck, überzogene Erwartungen, medial und privat kommunizierter Schönheits- und Jugendwahn einerseits, noch immer nicht erreichte Gleichstellung der Geschlechter und politischer Rechtsruck andererseits. Frieden in Europa als scheinbare Selbstverständlichkeit bei sonst eher beklemmender weltpolitischer Lage.

Ein besonderes Anliegen ist mir diesmal auch der Humor bzw.die Satire, das Lachen als kathartisches Element, dass Blockaden lösen und Platz für neues Schaffen kann.

Damit ihr einen Eindruck von meiner Arbeit bekommt, hier der Trailer zu meinem ersten Solo-Projekt «ONXT! oder: Die Realität sägen»:

Zielgruppe(n): Tanz- und theaterinteressierte Menschen, insbesondere die, die sich gerne Gedanken zu aktuellen gesellschaftlichen Themen machen, geschichtlich und politisch interessiert und/oder dem Feminismus gegenüber aufgeschlossen sind, gerne gute Musik hören und sich von kreativen Ideen inspirieren lassen.

Ich und mein Team glauben an ein Theater, in dem das Menschliche menschlich sein darf, in dem Emotionen transportiert werden und in dem gelacht und geweint werden darf, gerne auch gleichzeitig! Ein Theater, das losgelöst von allen Vorgaben, Trends und gesellschaftlichen Zwängen direkt mit dem Publikum kommunizieren und persönliche oder gesellschaftliche Veränderungen anregen oder sogar auslösen kann.
Durch deine Unterstützung wirst du ein Teil davon und hilfst uns, unsere Botschaften in die Welt zu tragen.

«Wenn durch deine Performance nur eine Person zum Reflektieren über das eigene Leben angeregt wird oder sogar eine persönliche Entscheidung trifft, dann hast du schon gewonnen», hat einmal jemand zu uns gesagt.
In unserer Idealvorstellung kann jeder Zuseherin etwas für sich mitnehmen, und wenn es nur ein kleines bisschen Inspiration oder auch Unbehagen ist, das das Bewusstsein zur Reflexion oder Veränderung anregt. An dieser Vision möchten wir in TREIBGUT weiter arbeiten.

Hinter diesem Projekt steht die freie Tanztheatergruppe UNICORN ART unter der künstlerischen Leitung von Nadja Puttner bzw. Unicorn Art - Verein für Tanztheater.
Unsere Stücke erzählen von Menschen in ihrem Austausch mit sich selbst und mit anderen. Ausgehend von aktuellen gesellschaftlichen und psychologischen Themen entstehen unsere Stücke in enger Zusammenarbeit mit den Darsteller*innen als work-in-progress, basierend auf Psychologie, Philosophie, Literatur und Geschichte.

Team TREIBGUT:
Künstlerische Leitung, Konzept, Stückentwicklung & Performance: Nadja Puttner
Dramaturgie & Probenbegleitung: Martha Howe

5

Geschlechtergleichheit

Warum zahlt das Projekt auf dieses Ziel ein?

Im Tanz-Theater-Projekt TREIBGUT ist das "#5 Geschlechtergleichheit" als primäres und "#16 Frieden" als sekundäres SDG verankert. #5 wird insofern bearbeitet, als die unterschiedlichen Lebensgeschichten von zwei Frauen (Großmutter und Enkelin) unter dem Aspekt des Feminismus und der angestrebten Chancengleichheit untersucht werden. #16 ergibt sich aus dem politischen Aspekt des Projekts, der sich mit dem Themenkreis Demokratie, Diktatur, Nationalismus, Krieg, Frieden auseinandersetzt.

16

Frieden