Feiern, Flaggen, NachtruheDas dürfen Sie während der Fußball-EM – und das nicht
Im Deutschland-Trikot zur Arbeit, Partys im Garten? Ab dem 14. Juni herrscht für viele Menschen in Deutschland ein vierwöchiger Ausnahmezustand. Dennoch ist während der Fußball-EM nicht alles erlaubt.
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In wenigen Tagen beginnt die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Für viele Menschen hierzulande ändert sich zwischen dem 14. Juni und 14. Juli gefühlstechnisch und auch im Alltag wenig. Andere holen in der Hoffnung auf ein Sommermärchen die Trikots aus den Schränken, Fahnen, Wimpel und Flaggen aus dem Keller und stellen sich schon mal auf vier Wochen voller Grillspaß ein. Aber was darf man während der EM eigentlich – und was nicht? Der Überblick.
Im Trikot zur Arbeit
Prinzipiell dürfen sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach persönlichem Geschmack und Vorlieben kleiden. Im Arbeitsalltag können jedoch Gründe dagegensprechen, im Deutschland-, Schweiz- oder Italien-Trikot zur Arbeit zu erscheinen. Sicherheits- oder Hygienevorschriften etwa, oder direkter Kundenkontakt. Wo es feste Bekleidungsvorschriften gibt, gelten diese auch während der EM. Grundsätzlich können Arbeitgebende – sofern sie eine gute Begründung haben – auch einen bestimmten Kleidungsstil vorgeben. Im Zweifel also lieber fragen, ob Trikots oder andere EM-Bekleidung in Ordnung ist.
Darf ich (Deutschland-)Spiele während der Arbeitszeit schauen?
Die kurze Antwort: nein. Natürlich können Arbeitgebende für die EM eine Ausnahme machen. Ohne ausdrückliche Erlaubnis sollten Sie lieber nicht nebenher Fußball schauen. Übrigens: Auch der betriebliche Computer und der Schreibtisch sind ein Arbeitsmittel und dürfen in der Regel nicht privat verwendet werden, beispielsweise zum Streamen. Hat der Arbeitgeber die private Nutzung des Firmeninternets untersagt, kann ein Verstoß sogar zur Kündigung führen. In Pausenzeiten ist es dagegen natürlich möglich, sich mit privaten Geräten die Spiele anzuschauen.
Darf ich dann wenigstens Radio hören?
Hier wird es etwas komplexer. Sofern die Arbeitsleistung dadurch nicht beeinträchtigt wird und auch die Kollegen in Hörweite das Spiel so verfolgen wollen, können die Vorgesetzten es eigentlich nicht verbieten. So hat es zumindest das Bundesarbeitsgericht 1986 entschieden. In jedem Fall sollten Sie vorher mit dem Chef abklären, ob Radiohören erlaubt ist. Verbieten Vorgesetzte das, müssen sie vorher den Betriebsrat darüber informieren, falls es einen gibt – ansonsten ist das Verbot unwirksam.
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Fahnen, Flaggen, Wimpel
Flaggen dürfen ebenso wie Fahnen oder Wimpel an Haus und Wohnung angebracht werden, allerdings so, dass sie die Sicht (Fenster) von Nachbarn nicht verdecken, nicht herunterfallen und jemanden verletzen oder Wertgegenstände beschädigen können. Wer aber eine Halterung an der Fassade anbringen will, greift in die Bausubstanz ein. Mietende würden dafür eine Berechtigung benötigen.
Auch das eigene Auto darf mit einer Flagge geschmückt werden, solange das Sichtfeld der fahrenden Person nicht eingeschränkt ist. Heck- und Windschutzscheibe müssen ebenso wie die vorderen Seitenfenster frei bleiben.
Überzüge für Seitenspiegel sind erlaubt, wenn Blinker nicht verdeckt werden oder sie die Sensorik von Assistenzsystemen beeinflussen können. Im Zweifel sollten Sie sich hier informieren. Autokorsos sind generell nicht erlaubt. Bei Großereignissen zeigen sich Ordnungskräfte aber häufig großzügiger als sonst. Selbiges gilt auch fürs Hupen.
Party und Public Viewing
Für die ein oder andere Person mag es verlockend klingen, sich die Spiele zu Hause gemeinsam mit anderen anzuschauen. Solange es nicht mehr als 300 Freunde oder Verwandte werden und die Veranstaltung keinen gewerblichen Charakter hat, dürfen Sie das auch gern machen.
Die Bundesregierung hat im März auch entschieden, Fanfeste bis in die Nacht zu ermöglichen. Das gilt allerdings nur für Fanfeste und Public Viewing, bei denen die einzelnen Kommunen die Regelung genehmigt haben. Für private Veranstaltungen ist weiterhin die Nachtruhe zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens ausschlaggebend.
Die EM-Party in der Wohnung oder auf dem Balkon muss in den späten Abend- und den frühen Morgenstunden also weiter auf Zimmerlautstärke ablaufen. Andernfalls könnten, sofern Nachbarn sich beschweren, Bußgelder drohen, im schlimmsten Fall bei Wiederholungen sogar eine fristlose Kündigung. Es empfiehlt sich also, vor einem solchen Ereignis mit den Nachbarn zu reden oder sie gleich einzuladen.
Darf ich während der Spiele über die Stadien fliegen?
Diese Frage wird wahrscheinlich für die wenigsten von Ihnen interessant. Es ist allerdings tatsächlich so, dass zur WM über den Stadien, in denen gespielt wird, Flugbeschränkungen gelten. Innerhalb dieser Zonen ist Drohnenflug verboten, Ausnahmen gelten ausschließlich für Polizei und Rettungskräfte. »Diese Regelung ist von entscheidender Bedeutung, um potenzielle Risiken für Spieler, Zuschauer und die allgemeine Sicherheit zu minimieren«, teilte die Deutsche Flugsicherung Anfang Juni mit. Verstöße können rechtlich als gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr gewertet werden. Das Strafgesetzbuch sehe bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe vor.
Auch bemannte Flüge müssten »in Abhängigkeit von der Sicherheitslage« mit Einschränkungen rechnen: Je nachdem, wie die Polizei die Gefährdungslage eines Spiels bewerte, könnten zusätzlich zum Drohnenverbot kurzfristig weitere Flugbeschränkungen für die Passagierflugzeuge aktiviert werden.
svs
